In welcher Reihenfolge werden welche Branchen den digitalen Produktpass - DPP - umsetzen müssen?
Die EU plant die Einführung des Digitalen Produktpasses (DPP) in einer schrittweisen Reihenfolge, die sich an der Relevanz für Umwelt und Kreislaufwirtschaft orientiert. Zuerst werden Branchen und Produktgruppen adressiert, deren Produkte besonders viel zum Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen beitragen oder hohes Nachhaltigkeitspotenzial aufweisen.
Reihenfolge nach EU-Planung (Stand 2025)
- Batterien
- Industrie- und Automobilbatterien (einschl. für E-Fahrzeuge und leichte Transportmittel)
- Gesetzliche Grundlage: EU-Batterieverordnung
- Erste DPP-Pflicht ab 2026, spätestens verbindlich ab 2027.
- Textilien
- Bekleidung, Heimtextilien, weitere Stoffe
- Schrittweise Einführung ab 2026, vollumfänglich bis 2030 geplant.
- Bauprodukte
- Elektronik / Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)
- Unterhaltungs- und Haushaltsgeräte, IKT-Geräte wie Computer, Smartphones
- Einführung ebenfalls zwischen 2026 und 2030.
- Metalle
- Besonders Stahl, Eisen, Aluminium
- Einführung von DPP ab 2027
- Weitere Produktgruppen (spätestens 2030)
- Autoteile, Möbel, Luxusgüter, FMCG-Produkte (z.B. Kosmetik, Waschmittel, Verpackungen), Reifen, Chemikalien, Spielzeug.
Die Reihenfolge und der Zeitplan orientieren sich immer an der EU-Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) und an delegierten Rechtsakten für spezifische Produktfamilien. Die Produkte mit den größten Nachhaltigkeits- und Kreislaufwirtschaftseffekten kommen zuerst – es sind also Batterieprodukte, Textilien, Bauprodukte und Elektronik als Startbranchen.
Wichtig:
Die Reihenfolge kann sich je nach politischen Vorgaben und Fortschritt der Gesetzgebung noch verändern. Rechtlich verbindlich werden die Details jeweils durch produktspezifische Verordnungen (delegierte Akte) geregelt und kommuniziert.
Fazit:
Batterien → Textilien → Bauprodukte → Elektronik → Metalle → Weitere (Auto/FMCG/Möbel/Chemie) – In dieser Reihenfolge plant die EU die verpflichtende DPP-Einführung für die jeweils betroffenen Produktgruppen bis spätestens 2030.
Warum werden die Branchen bei der Einführung der DPP von der EU priorisiert ?
Die EU priorisiert die Einführung von Digitalen Produktpässen (DPPs) in einer bestimmten Reihenfolge aus mehreren strategischen, regulatorischen und wirtschaftlichen Gründen. Hier ist eine strukturierte Übersicht:
1. Regulatorische Gründe
Branchen mit höchsten Umwelt- und Sicherheitsrisiken zuerst:
Die EU möchte zunächst Produktkategorien adressieren, bei denen Umweltbelastungen, Recyclingbedarf oder Sicherheitsrisiken besonders hoch sind, z. B. Batterien oder Bauprodukte.Harmonisierung mit bestehenden Vorschriften:
Einige Produktgruppen sind bereits durch EU-Verordnungen wie Ökodesign, Bauprodukteverordnung oder chemische Regulierung erfasst. Die Einführung von DPPs folgt diesen bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen.Erfahrungsaufbau für Folgebranchen:
Durch die gestaffelte Einführung kann die EU frühzeitig Erkenntnisse sammeln und Best Practices entwickeln, die dann auf andere Branchen übertragen werden.
2. Wirtschaftliche Gründe
Technische und organisatorische Machbarkeit:
Nicht alle Branchen sind gleich digitalisiert oder haben standardisierte Datenbanken. Ein schrittweises Vorgehen ermöglicht eine abgestufte Umsetzung und verhindert Überforderung von Herstellern und Behörden.Markt- und Innovationsanreize:
Branchen, die früh DPPs implementieren, können Wettbewerbsvorteile erzielen. Innovationen bei Recycling, Materialeinsatz oder Transparenz werden so gezielt gefördert.Ressourcenschonung:
Die EU kann vorhandene Ressourcen (Überwachungsbehörden, IT-Infrastruktur, Audits) gezielt auf die priorisierten Branchen konzentrieren und Überlastung vermeiden.
3. Strategische Gründe
Schaffung von Vorbildern:
Erfolgreiche Einführung bei führenden Produktkategorien dient als Benchmark für andere Branchen.Stakeholder-Kommunikation:
Verbraucher, Investoren und Unternehmen erkennen schnell den Nutzen von DPPs, was die Akzeptanz erhöht und Druck auf nachfolgende Branchen erzeugt.Zyklische Integration in die Kreislaufwirtschaft:
DPPs für bestimmte Produkte (z. B. Batterien) haben unmittelbare Auswirkungen auf Recycling und Rohstoffrückgewinnung, wodurch der gesamte Kreislaufwirtschaftsplan der EU Schritt für Schritt realisiert wird.
4. Zusammenfassung
Die priorisierte Einführung von DPPs ist also ein strategisch abgestufter Ansatz, der:
regulatorische Dringlichkeit,
wirtschaftliche Machbarkeit und
gesellschaftliche Wirkung
optimal kombiniert. Branchen mit hoher Umwelt- und Sicherheitsrelevanz und gleichzeitig reife digitale Infrastruktur werden zuerst adressiert, bevor andere Sektoren folgen.